15. Dezember

15. Dezember

Haus Laurentius Bielefeld

 

Igelkuchen

Für Angelika Meier (Name geändert) war unsere Einrichtung Laurentius in Bielefeld lange ihr Zuhause. Leider ist unsere Bewohnerin mittlerweile verstorben. Vor einiger Zeit erzählte sie uns von ihren Erinnerungen an frühere Weihnachten. Ein Weihnachten noch vor dem Zweiten Weltkrieg. „Wir Kinder mussten immer spazieren gehen, damit unsere Eltern in Rhe Zuhause alles schmücken konnten“, blickt Angelika Meier mit einem Schmunzeln zurück. Etwas ganz besonderes war für sie der Tannenbaum. Dieser präsentierte sich jedes Jahr mit bunten Kugeln, echten Kerzen, Strohsternen, einem besonderen Strohstern mit einem Vogel an der Spitze und Watte als Schneeersatz.

 

An Heiligabend besuchte die ganze Familie nachmittags den Kindergottesdienst mit dem Krippenspiel. Anschließend ging es zurück nach Hause zu einem ganz besonderen Festessen. „An Heiligabend haben wir immer zum ersten Mal die gute Mettwurst vom eigenen Schwein angeschnitten. Diese haben wir in ganz feine und sehr akkurate Scheiben geschnitten. Dazu gab es Brot und Butter“, erzählt sie.

 

In den damaligen Zeiten gab es für die Kinder bei weitem nicht so viele Geschenke, wie es die Kinder heutzutage gewöhnt sind. Angelika Meier erinnert sich an ihre schönsten Geschenke, über die sich sehr gefreut hat. Ein Jahr gab es ein Heft mit Stiften, ein anderes Jahr eine Puppe mit einem Porzellankopf, mit der sie ganz besonders vorsichtig umging. „Einmal habe ich einen Puppenwagen aus geflochtenem Rohr geschenkt bekommen. Das alles waren keine selbstverständlichen Geschenke. Wir wussten unsere wenigen Geschenke immer sehr zu schätzen und haben sie pfleglich behandelt“, sagt Angelika Meier.

 

Was aber an Weihnachten wirklich nicht fehlen durfte, das war ein Süßigkeitenteller und zwar für jeden einen eigenen. Ein kleiner Teller mit Nüssen, selbst gebackenen Keksen und einem Apfel. Nach dem Festessen und der anschließenden Bescherung gab es in der Nacht um Punk 24 Uhr noch Kaffee und ein ganz besonderes Stück Kuchen. „Einen Igelkuchen! Der bestand aus den guten Leibniz Butterkeksen und ganz viel Schokolade. Bei vielen ist er auch als Kalte Schnauze bekannt, aber bei uns hieß er Igelkuchen. Ich weiß gar nicht mehr genau, warum dieser Name, aber die Stücke waren jedes Jahr sehr lecker“, erinnert sie sich mit einem Lachen.

Diese Geschichte ist ein sehr schönes Beispiel. Der Igelkuchen war für unsere ehemalige Bewohnerin so besonders, dass er ihr bis zu ihrem Lebensende in Erinnerung geblieben ist. Genau das ist das wichtige bei schönen Erinnerungen an unsere Kindheit. Wir tragen sie mit uns und erfreuen uns noch viele Jahrzehnte später daran.

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